Dienstag, 25. März 2008

Grausig ist des Karnickels Hackebeil

Nachdem ich letztes Jahr erstaunt war, wie blutig die damaligen im Free-TV gezeigten Oster-Spielfilme waren, empören sich diesmal Kirchenvertreter, dass an Karfreitag Stirb langsam lief und am Samstag King Kong und Highländer und noch einiges mehr:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,542991,00.html

Meiner Meinung nicht unbedingt familiäre Filme, die eher wenige christliche Werte vermitteln, aber dennoch weniger brutal als actionreich. Nicht so brutal, wie die Filme letzten Jahren -von Event Horizont mal abgesehen, den ich selbst in der geschnittenen Fassung brutal-beeindruckend finde.
Am 08. April 2007 liefen unter anderem Saw, Sieben und 13 Geister. Also insgesamt mehr der Psycho-Horror mit einem Eimer voll Blut und Gedärm.

Komischerweise hat mich nur Die Passion Christi wegen zu blutiger Szenen zum Ausschalten bewegen können. Der einzige Film, der sowohl dieses, als auch letztes Jahr lief und über dessen Ausstrahlung sich keiner der Kirchenleute beschweren wollte.

Gastbeitrag vom Hinterfotzigen Grafen: Obstsaft und Schusswaffen - ein ganz gewöhnlicher Ostersonntag...

... das sollte es werden. Mit Suff und vielleicht auch noch paar Lieder der Glückseligkeit.
Warum Lieder? Na vielleicht aus Freude, weil wir heute mal in einer Konstellation zusammentreffen, die nicht jede Woche vorkommt, aufgrund großer räumlicher Entfernung oder aber auch weil Jesus ja nu´ wieder aufersteht. Jedenfalls finden wir uns um 17.00 Uhr zusammen, um in die nächstbeste Kneipe zu marschieren. Super. Es war zwar völlig unbeabsichtigt, aber an der großen Leinwand läuft Fußball. Na das kann ja nur ´n doller Tag werden: Jesus steht wieder auf, Bier, Weizen und vielleicht auch noch ein paar andere Köstlichkeiten sollen fließen und auch noch nebenbei Fußball.
Der Laden hat sich recht mäßig gefüllt. Aber aus uns ursprünglich Dreien sind auf mal Fünf Leuts geworden. Richtig geil. Weizen! Weizen! Weizen! Weizen! Weizen!
Ich dachte ich hätte bevor ich in die Stadt los bin noch gut gegessen. Falsch gedacht: Als zwei Schnitzel und eine Pizza von meinen Kumpels bestellt werden, geht’s mit mir durch: Her mit der Pizza Balkan! (Krosses Amselfeld mit saftigen Panzerminen und bosnischem Hack. Anm. d. Red.) Heraus kam dann doch nur eine Magherita. Verdammt... hätte ich doch mal ´n Schnitzel genommen. Allein die Soße vom Jägerschnitzel nebenan schmeckt auf meinem italienischem Wagenrad deutlich besser als meine gesamte Pizza.
Wenigstens sind wir jetzt mittlerweile mit sieben Personen am Tisch und die Wahrheit kommt bei solch geballter Kompetenz endlich mal ans Tageslicht: Jesus hat sich selbst erschossen. Davon scheint jedenfalls wohl eine 1Live-Hörerin überzeugt zu sein und sieht darin den Ursprung und den Sinn des Osterfestes. Voller Überzeugung sagte sie wohl: „Ostern? Da hat sich Jesus erschossen.“
Ich schiebe es mal auf das Weizen, den warmen Raum und auf den Zigarettenqualm in dem Laden, dass bei uns am Tisch auf einmal eine Diskussion über Herkunft der Waffe, mit der Jesus sich erschossen hat, vom Zaun gebrochen wird und sich hochschaukelt: „Jesus hat sich also erschossen: Warum? Was hat er für Probleme gehabt? In was für einem Gemütszustand hat er das getan?? Haben Alkohol und Drogen vlt. zu dieser Kurzschlussreaktion geführt? Woher hatte er die Waffe? Hat die CIA die Finger im Spiel gehabt und vlt. es nur so aussehen lassen wie einen Selbstmord? Hätte man ihn dann nicht auch vor einen Zug schubsen können? Oder stecken doch vielleicht die Moslems dahinter? Bin Laden? Steht es uns überhaupt zu, Gottes Sohn nach seinen Taten zu fragen?“

Es mag entweder von Gottes Hand gesteuert sein oder aber es ist ein abrupter Pleiteeinbruch in dem Laden wo wir sitzen eingetreten, denn bei unseren geistreichen, blasphemischen Gesprächen sind wohl alle Gäste verscheucht worden zu sein und auch die Heizungen scheinen schlagartig ausgefallen zu sein - Schockstarre. Mittlerweile sitzen auch nur noch sechs Personen am Tisch. Wo der siebte hin ist??? Keine Ahnung. Vermutlich nach Hause…Beten.

Also raus aus dem Laden und ein paar Blocks weiter hinein in eine Kneipe, der sinnigerweise in etwa zu unserem letzten Thema passt und „Himmel und Hölle“ heißt. Naja voll geschockt von dem Selbstmord Jesu beschließen wir -mittlerweile nur noch fünf Negerlein- uns zu betrinken. Wir setzen uns prompt an die Hauptlüftung des Ladens, als würden wir von vornherein mit dem Gedanken spielen: Wenn wir die Lüftung nicht mehr hören, haben wir unser Zielpegel erreicht. Daher wird direkt ein „Pincher“ bestellt. Die Bedienung bekommt „Ohrenkrebs“ von und belehrt uns, es hieße ja Pitcher. Na egal. Bring doch einfach.
Teqilla Sunrise ist unser Freund heute Abend. Nach 1,3 Liter, die wir uns zu dritt teilen denken wir, jetzt haben wir genug Vitamine intus. Also muss der Long Island her. Pincher Nr. 2: Long Island. Wir haben also gemeinsam zu dritt bereits 2,6 Liter Cocktails intus und die Lüftung hören wir immer noch.
Derweil versuche ich als Nichtraucher bereits mit meiner zweiten Fluppe die Luft in unserem Kabuff so mitzugestalten, dass wenigstens der Sauerstoffmangel in Zusammenhang mit dem mittlerweile dritten geleerten Pincher doch eine Art besoffene Stimmung zumindest simulieren lassen dürfte. Aber Fehlanzeige.

Die Bedienung hat sich zwar mittlerweile etwas entkleidet, aber der Laden ist an sich ziemlich leer. Von den paar alternativen Hajopeis, nasepopelnden Studis und hässlichen, pfeifenden Inselaffen mal abgesehen. (Wir legen vorsichtshalber schon mal die zweite leere Malboro-Packung zusammengeknüllt vor uns hin – wenn gleich der Pegel passt, wollen wir die Studis bewerfen und bepöblen. Wir stellen nämlich nebenbei fest, dass die Stühle sich wunderbar für eine Kneipenschlägerei eignen.) Ich frag mich derweil: Warum wird der Bedienung so heiß, dass sie sich schon entkleidet?? Trinkt die heimlich hinterm Tresen? Wahrscheinlich unseren Alkohol, der auch in dem vierten Pincher absolute Mangelware ist?
Nach also vier Pinchern randvoll mit alkoholfreien Cocktails und einem Wodka-O zum Absacken verlassen wir die Hölle und sind pro Person schlappe 15 Euro ärmer. Teure Bottiche Obstsäfte haben wir uns da gegönnt. Vermutlich deshalb muss ich etwas komisch aus der Wäsche gucken, als ich zum Schluss noch kurz an die Theke gehe, um bei der Bedienung Geld zu wechseln, und sie mir grinsend ins Gesicht sagt: „Ich fühl mich irgendwie betrunken!"
Einen kurzen Augeblick überlege ich, ob ich Jesus´ Beispiel folgen und mich erschießen soll oder einen Ur-Amok-Schrei in dem Laden ablasse. Was für eine Verarsche.