Montag, 31. Dezember 2007

Endzeitstimmung zum Jahesabschluss

Dass sich der Mensch selbstgeißelnd immer noch jedes Jahr auf´s Neue mit Stressproduzenten wie Weihnachten und Silvester aufbrummt, will mir nicht in den Kopf. Hektische Planungen, hysterische Einkäufe, vergrätze Freunde und zu guter letzt einen üblen Vollabsturz.
"Mensch, sehen wir uns denn noch dieses Jahr??" - "Nein, und nächstes auch nicht."

Diese ganze Massenhysterie scheint es auch diesmal wieder zu geben:

Ein allerletztes Mal haben heute die Supermärkte auf! Was allerdings die halbe Bevölkerung vergessen hat: ein allerletztes Mal nur in diesem Jahr. Morgen ist zwar frei, aber dennoch wird gehortet, als gäbe es am Mittwoch Morgen, halb zehn in Deutschland einen Atomkrieg oder nach Wahl eine mongolische Reiterinvasion.
Mein Rewe um die Ecke ist nicht sonderlich groß, aber auch nicht sonderlich klein. Ein schon immer gut besuchter Supermarkt in zentraler Lage. Vier Kassen und ein engagierter Geschäftsführer mit Flöhen im Bart.
Heute um 12.15 befand sich das Ende der Schlange in der hintersten Ecke des Ladens. Prompt viel mir ein, warum ich bisher nie am letzten Tag des Jahres einkaufen gegangen bin. Aber ich brauchte Hackfleisch und ein paar Bananen. Die Schlange an dessen Kopf immer das Arschloch in Form einer alten garstigen Frau mit Zeitlupenmodes zu finden ist, wickelte sich zwei mal um die Kühltruhe und wurde extra von einem "Supervisor" derigiert.
Das Einkaufen nahm so nun revolutionäre Formen an, weil man nach Betreten des Supermarktes sich erstmal anstellte und während des Voranrobbens der Menschenmasse, nach und nach aus dem Pulk ausgescherrt wurde und man sich das ein oder andere aus den Regalen grabschte. Neuankömmlinge schauten ungläubig aus der Wäsche, ältere Herrschaften schüttelten lächelnd den Kopf. Keine Sprite mehr und kein Klohpapier mehr. Die ganze Welt wischt sich in dieser Nacht unaufhörlich den Arsch.
Gerüchte gingen um, dass weiter vorne schon einige die Kassen erspäht hätten und ich wartete nur noch auf einen Trupp Trümmerfrauen oder auf ein Wehrmachts-Exekutions-Kommando um den Ausnahmumstand offiziel zu machen.
Tatsächlich ist diese Massenhysterie ansteckend(- sonst hieße sie nicht so). Ich machte mir ernsthafte Gedanken, mich lieber doch noch für einen zusätzlichen Tag mit Lebensmitteln einzudecken und ob ich genügend Obst und Gemüse daheim hätte. Skorbut bricht ja schon nach einigen Tagen der Unterversorgung aus. Ein Fass Äpfel könnte mich über den Winter bringen bis die marodierenden Mongolen-Trupps Richtung Frankreich weiter ziehen.

Als ich um 12.48 den Rewe verlasse (mit meinen 380 Gramm Hackfleisch in der Hand) fängt das nächste hysterische Geplärr an: Einigen ist gestern aufgefallen, dass heute Silvester ist und dass sie noch keine Abendplanung haben. Was ich denn machen würde...
Dir gleich mal zur Klarheit eine ziehen, Vogel!

Mit fortschreitendem Alter meiner Generation wird eines immer deutlicher: immer mehr Menschen bekommen es immer weniger auf die Reihe, auch nur zwei Wochen im voraus denken und planen zu können. Das geht erst zwei Tage vorher. Ein Grund, warum man Silvester nie mit seinem kompletten Freundeskreis feiern kann. Mindestens einer hat eine frühzeitliche Form der Altersdemenz gepachtet und stochert in seinem Terminkalender herum, wie ein 3jähriger mit einem Sock in einer Regenpfütze.
Da wir alle aber immer so easy und locker drauf sind, scheint es niemanden was aus zu machen. Wehe man ist so unentspannt und lässt gerne mal seinen Kragen platzen. Der wird dann mit Wochen beleidigten Schweigens gestraft. Paradox? Ja, aber praktisch. Denn man spart sich so -mit etwas Glück- einen ganzen Monat des Kindergarten-Denkens.
Ich habe also kein Problem den Anrufer abzuwürgen und ihn weiter auf Stellensuche zu schicken. Vielleicht lernst du es mal im nächsten Jahr, frohes Neues!

Montag, 24. Dezember 2007

Frohe Weihnachten!

... damit mache ich das Flächenbombardement komplett!
Aber weil es farblich so schön passt:

Montag, 17. Dezember 2007

Lesen

Mal wieder etwas lesenswertes von Henryk M. Broder. Groß kommentieren brauch ich das nicht.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,518750,00.html

Freitag, 7. Dezember 2007

Infektion!

Keine Ahnung was dieser Bockmist soll, aber irgendwie ist die ganze Blogplatform mit britischen Würglauten voll gepackt. Ich habe nicht darum gebeten! Ich will nicht international oder weltweit verständlich sein!
Schön, dass die Briten ihre Fahne eigenständig durchstreichen - sonst hätte ich es spätestens jetzt getan.
Was für eine riesengroße Sauerei, meinen Blog mit diesem Inselaffen-Gammel zu zutexten. Ich kann momentan auch nicht entdecken, ob und wie meine Heimatsprache wieder aktiviert werden kann.

Besten Dank, ihr Lutscher!


P.S.: Wie ich soeben bemerkt habe, bin ich laut Profil nun Investment Banker. Ist ja höchst interessant. So langsam setzt sich das Puzzle mit dem Koks im Badezimmer offenbar zusammen.

Dienstag, 4. Dezember 2007

Suff, Dunst und schlechte Beleuchtung - Teil 1/3

"Allehol macht Birne hohl - Birne hohl: Mehr Platz für Allehol"

Was den Alkohol zur Volksdroge Nummer Eins macht, ist schwer zu sagen. Geschmack und gesundheitsfördernde Wirkung sind es wohl kaum.
Beschreiben aber kann man natürlich immer. Hier eine fiktive Querschnittszeichnung meiner Generation:

Du hast dich endlich die Werktage hindurch zum ersehnten Wochenende durchgearbeitet.
5mal warst du in dieser Woche beim Becker, 3mal im Supermarkt, bist 2mal von den Bullen angehalten worden, wobei es einmal wegen Beamtenbeleidigung fast zu einer Schlägerei, aber ganz sicher zu einem saftigen Bußgeld gekommen ist. Überdies hast du einmal fast eine Oma umgemangelt, musstest einmal auf dem Fahrrad im Kreisverkehr um dein Leben fürchten, hast einen ekelhaften Döner gefressen und hättest einer blöden Postmitarbeiterin am liebsten eine gezogen.
Es ist also (d)ein absoluter Herzenswunsch den Kopf frei zu bekommen und sich um sein Privatleben zu kümmern. Dafür ist das Wochenende schließlich da.
Nervende Telefonanrufe von hirnamputierten Kleinganoven, Microsoft Works und inkarnierte Dämonen in Form eines EpsonStylus DX6050 haben in den folgenden 2 1/2 Tagen in deinem Leben nichts mehr zu suchen und allein das ist Grund zur Freude.
Dennoch lassen sich so einige Gedanken und fast schon lieb gewonnene Hassgefühle nicht sofort ausschalten.

Du greifst zum Telefon und rufst mal bei deinen Leuten durch, was der Freitag noch für Abwechslung und Ablenkung bietet...

"Hallo?"
"Hossa, was machste?"
"Joa... nix... ich chill hier so."
"Du chillst da so? Aha..."
"Ja... und du?"
"Ich telefoniere rum. Was machste heute Abend?"
"Tja... öööööhm. Ich weiß auch nicht..."
"Wie? Du tust gerade nichts und weißt auch nicht, was du danach tun wirst?"
"Nä, ich... Mal sehen... Vielleicht kommt nachher noch ein Kollege vorbei. Filmchen gucken und bisschen was trinken oder so."
"Klingt ja wahnsinnig spannend. Wolltest du denn heute noch rausgehen?"
"Hm... ganz ählisch? Nää! Hab nicht soviel Kohle und..."
"Es ist Monatsanfang..."
"Ja, aber wegen Sonntag und ich muss noch was zurücklegen und so."
"Von mir aus. Ich würd´ sagen, wir sprechen uns morgen wegen Plödefelt."
"Ja, genauuuu."
"Machet jut!"
"Jaaaa.... Du auch!"

Telefonieren kann sehr anstrengend sein. Zum Glück sind die nächsten Telefonate präziser und aufschlussreicher:

"Ja, hallo?"
"Grüß dich! Na, alles frisch?"
"Joa, und bei dir?
"Alles wacker. Ich ruf an, wegen... Was geht heute bei dir?"
"Ja, Saufen, ne!? Ich denke mal, dass wir uns alle um 18.00 Uhr bei mir treffen, bisschen was vorpien´ und dann los, alda Näischa."
"Hm. *Denkpause* Ja... ich meld´ mich später nochmal."
"Ok, Tööö!"

Nächster Anruf:

"Ja?"
"Ja, moin! Was geht heute bei dir?"
"Hab seit zwei Stunden freiii und zisch´ mir schon ein paar Pilsetten. Danach zum Vorpien treffen, Alda! Heut´ is´ Frondalabschusss."
"Ah, ok. Ich meld´ mich nachher nochmal."
"Haunse!"
"Schö."

Der Clou an der telefonischen Gesprächskultur meiner Generation ist, dass derartige Anrufe nur zur eigenen Meinungsbildung gedacht sind. Informationen austauschen ist eher zweitrangig.
Die nächsten Anrufe verlaufen ähnlich bis auf zwei Ausnahmen: Einer deiner Freunde macht heute "was mit seiner Freundin", meint aber unaufgefordert versprechen zu müssen, am Sonntag Morgen sich "übelst einen zu geben". Der andere liegt im Bett mit einer dicken Grippe. Der Gedanke, dass du dich morgen so fühlst wie er, kommt dir irgendwie nicht.

Stattdessen beginnst du zu rechnen: Wenn Sonntag das Auswärtsspiel in Bielefeld ist, könntest du diesen Abend einen saufen, den Samstag komplett im Bett verbringen und am nächsten Tag mit zwei neu angesoffenen Promille in der Puddingstadt aus dem Zug steigen. Organisiertes Wochenendsaufen nannte es kürzlich mal jemand und tatsächlich ist es nichts anderes. Man legt sich die Abläufe zurecht, macht die nötigen Besorgungen, kommuniziert mit den Beteiligten und los geht´s.
Der Plan steht, du pilgerst zum vierten mal in dieser Woche zum Supermarkt und kaufst neben Essen für 2 1/2 Tage auch eine Flasche Gorbatschow-Wodka, zwei große Flaschen Redbull-Verschnitt, zwei Träger Bier, einige Feiglinge und zwei Schachteln Zigaretten. Auf dem Fließband befinden sich (vom Handy und einer Microsoft-Vista-CD mal abgesehen) die tödlichsten Geißeln der modernen Gesellschaft: Ungesundes JunkFood, Lungentorpedos und Allehol. Du überlegst kurz, was der Typ hinter dir wohl über dich denkt, als er eine große Flasche Jägermeister auf das Fließband legt und dich angrinst:

"Na, heute auch gut dabei?"
"Was willst du denn? Mach den Kopp zu!"
Konversationsende. Du kannst 18jährige mit Dortmundschal einfach nicht ab.

Auf dem Rückweg regst du dich mal wieder minutenlang darüber auf, wie jemand hinter einem Fußballverein stehen kann, dessen Wirkungsstätte mit seiner eigenen Heimatstadt nichts zu tun hat. Alles Opportunisten! Modefans! Der Tod des wirklichen Fußballs! Das musst du heute Abend natürlich wieder zur Sprache bringen. Ist ja nicht zum Aushalten!
Immerhin verspricht das Wochenende von Bundesliga, über 2.Liga zu Regional- und Oberliga ein gutes Programm und du beruhigst dich wieder, als zu Hause Pizza und Nudeln von gestern futterst, einen Liter Wasser trinkst, noch etwas aufräumst und dich dann um 17.45 auf machst zum Vorpien.


Sonntag, 2. Dezember 2007

Merkwürdig unangenehm

... ist es, wenn man auf seinem Waschbecken dies hier vorfindet:
Was das ist und wie es dahin kommt? Gute Frage.

Wer sollte auf die Idee kommen, in meinem Badezimmer rumzukoksen? Und wieso ausgerechnet auf der Kante des Waschbeckens? Und überhaupt: Laut Reinhard Pfaffenberg wird das unlöbliche Kokain ja entweder in die Vene gespritzt oder geraucht.
Wer ist aber so durchgedrogt, dass er beim Drogen konsumieren vergisst, Drogen zu konsumieren? Überall nur kaputte Leute. Sogar in meiner Wohnung.