Freitag, 28. September 2007

Steven´s Clownparade, ein weiblicher Pinocchio und sonstiger Ausfluss in meinem Hirn

Der Anlass, der mich dazu bringt, mal hier wieder was reinzuschmieren, nennt sich schlicht Grippe. Wobei der Begriff "Grippe" nicht all meine gesammelten und sorgsam katalogisierten Symptome beschreibt.
- Ja, ich habe Angst, zu einem Hypochonder zu mutieren. Hysterisch kreischen habe ich schon gut drauf.

Da halbherziges Auskurieren nicht möglich zu sein scheint, habe ich mich nun für Tage in meiner Wohnung eingeschlossen und tue nichts. Absolut nichts. Wer "The Big Lebowski" gesehen hat, weiß, was das bedeutet. Nur dass ich zu faul bin, mir White Russian zu mixen und einkaufen zu gehen. Hier fix ein Bild, um des Lesers Vorstellungskraft zu fördern:Wenn ich also an meinem Spiegelbild meinen Lebenswandel der vergangenen drei Tage ablesen müsste, käme ich zu dem Ergebnis, dass ich in dieser Zeit a) nicht geduscht und b) meine Klamotten nicht gewechselt habe. Die Wohnung erfuhr ein ähnliches Maß an Aufmerksamkeit.
In mitten dieses Chaos, dieser Keime, dieses muffigen Gestanks und der völligen Isolation dröhnt von mir nicht bewusst ausgewählte Musik durch diesen Privat-Moloch.
"Hit the Road, Jack" von Ray Charles, der PulpFiction-Soundtrack und unerklärlicherweise ein Lied dreier verdammenswürdiger Schnepfen, die im Refrain beständig was von Roger trällern und sich Niveau in die Augen schmieren. Über diesen Wege: Ein verhurtes Dankeschön, ihr Bastarde!
Das gute alte Ghostbusterlied treibt zusätzlich meine Fieberträume an, während ich mich vom Bett ins Bad und dann rüber zum Sofa schleppe.

Letzte Nacht träumte ich von einigen asozialen Krawall-Clowns mit gelben Zähnen, die partout den Zirkus in einen Schlachthof umzugestalten versuchten. Ich gab ihnen die Nummer dieser fetten Blondine, die auf Vox beständig anderer Leute Wohnungen ausräumen und neu streichen lässt.
Man muss nur die Leute zu handeln wissen.

Nur was soll ich mit diesem weiblichen Pinocchio machen, der zwei Etagen unter mir beim Duschen stetig singt "La-Li-Lamm, ich bin ein Hampelmann / Sieh nur, wie flink ich zappeln kann... Ich höre das, während ich selber im Bad stehe (nicht, dass ich Körperhygiene betreiben würde), werfe meinem Spiegelbild einen vielsagend-skeptischen Blick zu, der mir promt bestätigend entgegnet wird und flüchte wieder in eine dunkle Ecke meiner Behausung.
Das Bild, das sich dem bemitleidenswerten Duschkopf weiter unten jeden Tag auf´s Neue bietet, ist wahrscheinlich unbeschreiblich. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal die Hoffnungen eines Duschkopfes teilen würde, aber: Irgendwann rutscht diese Ausgeburt aus Meister Eders Werkstatt hoffentlich aus und bricht sich die Kiefer. Tolles Wortspiel? Ich bin entschuldigt.

Wieso also üble, teure Drogen nehmen, wenn man auch dank einiger Viren und dank des normalen Lebens in der Stadt kaum zu begreifende Phänomene und verdammenswürdige Kreaturen zu Gesicht bekommen kann?
In meiner Wohnung, in meinem Kopf herrscht zu Weilen also der pure Wahnsinn. Zumal ich einen Ohrwurm von diesem Schnepfen-Roger-Lied habe.

Meine nächsten Schritte sehen einfach aus:
Ich verbarrikadiere meine Wohnungstür mit allen Möbeln die ich habe, versuche mittels eines Wasserrohrbruchs im Bad das hölzerne Weiblein unter mir zu ersaufen, und ernähre mich die nächsten Jahre von Tauben, die ich an meine Fensterbank locke. Quasi wie McDrive, nur dass er fliegt und er zu mir kommt.
Wohl bekommts!