Dienstag, 8. Januar 2008

Ey, Polska-Marvek!

Marvek ist der polnische Handwerker, der hier in diesem Moment die Beleuchtung im neuen Büro anbringt. Ich komme mir vor wie ein Nazi, ein Plantagenbesitzer, weil ich ihm mit harten Worten und groben Gesten seine Anweisungen geben muss. Er spricht nun mal kein Deutsch. Als ich ihm den Deckenanschluss für die erste Lampe zeigen wollte, machte ich ungewollt eine Bewegung, die einem Hitlergruß sehr nahe kam. Die wenigen Worte, die ich verlauten lasse, scheinen mit einem mal einen unglaublich harten Unterton zu haben und klingen sehr abgehakt. Ich bin ein kleiner Goebbels - samt schlechter Tonqualität.
Mein Pole ist kleiner, als ich mir polnische Handwerker vorgestellt habe, aber dafür genau so bullig. Er hat einen festen Händedruck und seitdem stinkt meine eigene Hand nach Kernseife. Unerwartet reinlich ist er schon mal - viel Spaß mit dem Acryllack.
Seitdem ich ihm alles erklärt habe und ihm ungewollt barsch davon abhalten musste, die falsche Deckenleuchte zu installieren, spricht er kein Wort mehr. Er schnauft ab und zu und fummelt an der Lampe rum.
Ich bin mir auch nicht mehr sicher, ob er wirklich Marvek heißt. Ist Marvek überhaupt ein polnischer Name? Oder ist es eigentlich ein tschechischer oder ukrainischer? Was, wenn sich Polen und Tschechen oder Polen und Ukrainer auf den Tod nicht abkönnen und ich meinen Lieblings-Warschauer mit einem verfeindeten Namen anspreche? Nicht auszudenken. Ihn einfach nur "Ey, Pole!" zu rufen kommt auch nicht in die Frage. Ich sollte etwas mehr auf seine Sprache eingehen. Ich versuche es gleich mal mit "Ey, Polska!".
...
Er reagiert zwar, aber äußerst langsam und mürrisch. Er murmelt ab und an etwas vor sich hin. Der Dialog der Kulturen ist gescheitert und ich bin mir nun sicher: Ich bin vollwertiges Mitglied des deutschen Tätervolkes. Das "Genozid!!"-schreiende Gen ist in mir und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich dem mürrisch-schnaufenden Polska-Marvek was antue.

Ich wollte ihn soeben zur Flucht vor mir überreden, als er etwas vor sich hin murmelte und die Tür hinter ihm schon zu schlug.
Mein Gesellschaftsauftrag zur Integration imigrierter Ausländer ist gescheitert und den nächsten verprügelten Deutschen in einer U-Bahn nehme ich auf meine Kappe.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ist das herrlich: Seitdem im Rahmen des EU-Programms die Grenzkontrolle Frankfurt(Oder) / Stubice aufgelöst worden ist dürfen Marvecks hier legale Schwattmaloche betreiben. Und bei "Ey, Polska" hat er nur reagiert, weil es ihn an den alten "Fiat Polska", der seinerzeit in Polen produziert wurde erinnert hat. Im übrigen war dieses vierrädrige etwas auch klein und bullig. Daher kann ich mir eure Superfachkraft Marveck grade bildhaft vorstellen, mit seiner Automobilfresse.

Anonym hat gesagt…

Jetzt mal nicht polenfeindlich werden hier!

Schrödinger hat gesagt…

1. ich glaube statt marvek ist es wohl eher "marek", oder täusche ich mich da grade? soweit ich weis wird es dann aber wie "MaRReKK" ausgesprochen :D

2. die polnischen Arbeiter mit denen ich Erfahrungen gemacht habe sind prima. Fleissig, diszipliniert, gründlich und fachkundig. Machen bei Zeiten auch mehr als sie sollen. Ein Teller Schnittchen reicht dafür eine komplette Arbeitswoche.

3. der Doktor gibt einen verprügelten deutschen aus! Lokalrunde! :D (herrlich)

Anonym hat gesagt…

-mexiko
vllt war marvek/marek/emil ja auch ein von der roten armee überrollter und eigentlich deutscher... und nu weiss er auch nicht wohin mit seinem Geno-Gen und ist sauer weil er lampen anbringen muss, dabei würde er doch lieber panzerfahren?! - du hast aber keinen...nur blöde lampen...scheiße

Dr. ange. Pisst hat gesagt…

Ja, wenn ich so Tage später drüber nachdenke, könnte es auch "Marek" geheißen haben.
Und wenn ich noch länger drüber nachdenke, hätte ich einfach ähnlich nuscheln müssen, dann wäre das ohnehin egal gewesen.

Panzer-Marek!

Anonym hat gesagt…

ihr seid fertig.
aber marvek entspricht wohl der eu-norm für importfähige polen. länge, krümmung und hygienische bedingungen werden erfüllt ;)